P2M-Kauf – eine wahre Geschichte

Im November 2011 bekam ich einen Anruf aus dem Süden (Thüringen) mit der Frage, ob ich mich für einen P2M interessieren würde. Der Anrufer erklärte mir, dass sein Vater bereits zu DDR-Zeiten einen P2M gehabt habe, er eine große Menge an Ersatzteilen besitzen würde und er nur alles zusammen verkaufen wolle. An meine Telefonnummer war er über die Homepage gekommen, die er gegoogelt hatte. Ihm hatte gefallen, dass wir uns für die alte Technik interessierten, diese restaurierten, weil er seine Teile in guten Händen wissen wollte.

Im Gespräch wurde dann deutlich, dass neben dem P2M, den er als Pkw betitelte noch ein weiterer P2M ohne Motor existierte, der aufgebaut werden sollte, er selbst aber nicht mehr dazu kommen würde und somit die Fahrzeuge und Teile zum Verkauf standen. Er betonte immer wieder, dass ja noch so viele Ersatzteile vorhanden wären. Dann war da noch ein „Traktor“, den man aus einem P2M gebaut hatte.

Alles zusammen sollte einen fünfstelligen Betrag ergeben!

Ich begann zu grübeln, konnte es nicht so recht glauben. Zu meinem Kumpel sagte ich, dass wir das schnellstens überprüfen müssten, denn wenn die Angaben halbwegs stimmten, wäre das eine gute Sache und wir sollten kein Risiko eingehen, dass uns die Fahrzeuge vor der Nase weggeschnappt werden. Andererseits ist man gedanklich entlastet, wenn sich die Sache als unrealistisch herausstellt.

Wir fuhren im Januar die guten 500 km und staunten nicht schlecht. Wir trafen auf einen sympathischen und grundehrlichen Thüringer, der uns bereitwillig seine „Schätze“ präsentierte.

Der P2M „Pkw“ entpuppte sich als zu DDR-Zeiten restaurierter und auf Zivil getrimmter dunkelroter Wagen, der im fahrbereiten Zustand war.

Frontansicht “ der Pkw“
Pkw-Sitze waren verbaut
Heckteil original

Dahinter stand das „Restaurationsobjekt“ trocken in der Scheune. Ihm fehlten der Motor und die vorderen Blechteile, die aber vorhanden sein sollten. Er war noch im Originalzustand mit GST-Zeichen auf den Türen, da er früher in Meiningen auf dem Flugplatz gelaufen sein soll.

P3 ohne Motor

Anhängerkupplung
Frontteil demontiert

Auf dem Grundstück stand dann unter einer schweren Plane der sogenannte „Trecker“. Es handelt sich dabei um einen fast vollständigen P2M, den man um die Rückwand, die Sitzbank und den hinteren Tank erleichtert hatte, um damit Holz zu fahren.

Der sogenannte „Trecker“
Seitenansicht
hier war das Frontteil vorhanden
Zustand restaurationswürdig
Heckteil fehlt hier

 

Dahinter waren zwei weitere P2M-Rahmen bereits eingewachsen, so dass Väterchen Rost bereits gute Arbeit geleistet hatte. Ein Wrack besaß noch einen Motor, der sich später als P2M-Motor entpuppte. Ein Rahmen war ein Kastenwagen, ob original kann ich nicht definieren. Der Vater hatte wohl insgesamt 6 P2M gehabt, die dann zum Teil ausgeschlachtet worden sind.

eingewachsener „Rest-P2M“
ein weiterer Rahmen, offensichtlich Kasten
hier nur ehemals Zweitürer
kaum noch zu erkennen

Dann ging es durch die Scheune über eine Leiter auf den Boden. In einem abgetrennten Fach standen Schwerlastregale gefüllt mit P2M-Teilen. In einem Schrank waren dann in Pappschachteln Kleinteile gehortet. An der einen Wand hingen neuwertige Reifen, an der anderen Seite Dichtungen und anderes Material.
„Die Kühler sind nebenan im Fach“ sagte der Besitzer „und die Blechteile auf der anderen Seite!“

Es reichte ein Blickkontakt zwischen Manfred und mir. Schnell waren wir uns im Klaren, dass ich da zuschlagen würde. Schnell waren wir uns auch über den Preis einig. Vertrag, Anzahlung und die Absprache, dass die Sachen im März/April dann geholt werden sollten.

Ich kann es nur so beschreiben; es ist dass, wovon wir immer träumen; „Scheunenfund“ ohne einen Halsabschneider als Verhandlungspartner!!!

Auf der Heimfahrt wechselte der „Pkw“ bereits seinen Besitzer.

Jetzt begann das Grübeln über die Transportvarianten. Problematisch war, dass das ganze Zeug vom Boden herunter geholt werden musste, also auch 3 Motoren, die Getriebe und die Achsdifferenziale. Wer einmal einen Zylinderkopf vom P2M getragen hat erahnt, was das bedeutet. Dazu kam, dass zwei P2M nicht fahrbereit waren und ich die eingewachsenen Rahmen auch mitnehmen wollte, da ja noch Achsen, Differenziale und ein Motor mit dranhingen. Das Grundstück lag am Hang und bot auch nicht viel Spielraum für große Technik. Eine Spedition fiel somit aus.
Nach langem Überlegen entschieden wir uns für die Variante Transporter Plus Trailer.

Erste Tour

Die erste Tour machten wir dann um den „Pkw“ und den „Trecker“ zu holen und die ersten Ersatzteile mitzunehmen. Der Besitzer war bereits fleißig und hatte eine ganze Menge Teile nach unten in die Scheune verbracht. Auch waren die Rahmen freigeschnitten worden.

schon mal ein paar Teile zurecht gelegt
Teile über Teile
„Pkw“ springt an
Erster Versuch!
Zweiter und erfolgreicher Versuch!
„Trecker“ unter der Plane
„Trecker“ frei gelegt
Verladung mit Spill
Geschafft!
und wieder Teile!

Wir haben gebuckelt und der Berg wurde nicht kleiner! Platz wäre im Transporter noch gewesen, doch das Gewicht setzte den Schlusspunkt. In der Nacht waren wir dann wieder heil in Schwerin angekommen. Wenn wir mit unserer Ladung eine Rast gemacht hatten erregte es gleich Interesse auf dem jeweiligen Parkplatz.

Zweite Tour

Die zweite Tour machte ich dann alleine und holte neben dem „Restaurationsobjekt“ noch eine Menge Ersatzteile. Der Berg nahm immer noch nicht so ab, wie ich es erhofft hatte. Zu allem Überfluss zog der Besitzer unten aus dem Schrank noch eine Verblendung heraus und es kam eine ganze Galerie Antriebe zum Vorschein. Er lächelte nur und sagte: „du wolltest doch alles haben!“ Ich hatte fleißige Helfer beim Beladen, das Abladen zu Hause musste ich dann spät abends alleine schaffen.
Problematisch war, den P2M aus der Scheune zu bekommen, wie die Spuren auf dem Bild auch zeigen.

Der GST-P2M ohne Motor
Kraftakt zur Bergung!
Verladung
mit vereinten Kräften!
Die Türen mussten für den Transport gesichert werden
Ich sprach von Teilen?

Wir hatten eine gute Straßenlage, nur dass nach ca. 3 km die Reifen am Trailer qualmten und dass am Sonntag bei voller Ladung auf dem Heimweg. Ich rechts ran, Warnblinkanlage, und beißender Geruch kam in meine Nase. Mir rutschte mein Herz in die Hosentasche. Wenn jetzt die Reifen zu brennen anfangen bin ich mit meiner Fuhre im Arsch!

Nach kurzem Überblick war klar, die Reifen sind zum Glück kalt und es roch nach Bremsbelag. Die Bremstrommeln waren reichlich heiß. Hier konnte ich nicht stehen bleiben, wollte somit anfahren, doch die Bremsen schienen fest. Da schoss es mir durch den Kopf! Ich hatte die Handbremse beim Beladen angezogen und musste Bremsklötze vorlegen, da wir ja am Hang standen. Vor der Abfahrt war ich mit dem Transporter dann kurz zurückgestoßen und hatte die Bremsklötze wegnehmen lassen. Ich bat, die Handbremse zu lösen, was mir auch bestätigt worden war. Sollte die Handbremse noch angezogen sein? Ich raus, Handbremse los und ab ging es in Richtung Rennsteigtunnel. Jeder Rastplatz war meiner zur Kontrolle, ob die Trommeln sich abkühlten, was wiederum nicht einfach war, da es ja bergab ging. So fuhr ich die ersten 280 km ohne Radio sichtlich unter Spannung. Bin ja dann auch heil angekommen und war fertig!

Der eingewachsene Rahmen1!
Hilfe mit Frontlader!
Verladen und bereit!

Kurze Verschnaufpause!

Dritte Tour

Die dritte Tour ging turbulent los. Erst Probleme mit dem Anhänger und dass Samstag um 05:00 Uhr bei Dunkelheit und Regen und dann gab auch noch der Transporter seinen Geist auf. Zum Glück ist Manfred mit seinem Zugfahrzeug eingesprungen und der Rest des Tages wurde entspannter. Der Besitzer hatte einen Traktor mit Ladearm für das Verladen der Fahrgestelle besorgt und wir bekamen endlich alles verladen.
Eine kleine Stärkung unter einem blühenden Kirschbaum bei traumhaftem Wetter und es ging nach Hause!!!